Herzlich Willkommenbei den Frankfurter Erinnerungen |
Sven
Krannich - Daniel Werner
Wandlitz
2003
Budapester Gambit - A 52
David gegen Goliath; eine treffende Überschrift für diese Partie.
Mit Wertzahlen von 1279 gegen 2055 hatte der Schwarzspieler ein "leichtes
Übergewicht". Und doch ist auch die nun folgende Partie ein beredtes
Beispiel für die "Nichtgläubigkeit" an die "heilige" DWZ.
1.d4 Sf6 2.c4 e5 3.dxe5 Sg4
4.Sf3 Lc5 5.e3 Sc6 6.Ld3
Die Hauptfortsetzung lautet hier 6.Le2 0–0 7.0–0 Te8 8.Sbd2 Sgxe5
9.Sxe5 Sxe5 10.Sf3 Df6 11.Sxe5 Dxe5 12.Tb1 a5 mit Ausgleich.
6.- Sgxe5 7.Sxe5 Sxe5 8.0–0 0–0 9.b3
Verzichtet leider auf die kleine Kombination 9.Lxh7+ Kxh7 10.Dh5+ Kg8
11.Dxe5 d6 12.Df4 und Bauer ist schließlich Bauer.
9.- a5
9.- d6 10.Lb2 Dh4 11.Lxe5 dxe5 12.Sd2 Lg4 13.Le2 Lxe2 14.Dxe2 Tad8 =+
10.Sc3
Unser Sven hat einfach keine Lust zu 10.Lxh7+! Kxh7 11.Dh5+ Kg8 12.Dxe5 d6
13.Df4 a4 14.Lb2 +=
10.- Ta6 11.Lb2
11.Lxh7+? Jetzt wäre
der Einschlag fatal: 11.- Kxh7 12.Dh5+ Th6 13.Dxe5 Ld6 14.Df5+ g6 15.Dg4 Ist
auch nicht das Gelbe vom Ei. (15.Df3?? Lxh2+ 16.Kh1 Lg3+ 17.Kg1 Th1+
Herausziehungsopfer - oder ähnlich - nennt sich so etwas. 18.Kxh1 Dh4+ 19.Kg1
Dh2#) 15.- Lxh2+ 16.Kh1 d5 -+
11.- Td6 12.Sd5
12.Lxh7+ Kxh7 (12.- Kh8 Schmarrn. 13.Sd5
Te8 14.Lc2 Dh4 15.De1 Th6 16.h3 +=) 13.Dh5+ Th6 14.Dxe5 Ld6 15.Df5+ g6 16.Dg4
Lxh2+ 17.Kh1 Le5+ 18.Kg1 d5 –+
12.- Sxd3 13.Dxd3 f6
14.De2
14.Ld4 Lxd4 15.Dxd4 c6 Weiß verliert die Leichtfigur? 16.Dc5 Nö.
14.- Te6 15.Df3 b6 16.Sf4 Tee8 17.Tad1 Ld6 18.Tfe1
Sogar das Qualitätsopfer 18.Txd6 kann er sich - in Anbetracht der geschwächten
schwarzen Bauernstruktur - leisten. 18.- cxd6 19.Ld4
18.- Kh8 19.Dg4 Lb7 20.Ld4 De7
21.Sh5 Tf7 22.Sg3 Le5 23.Te2 De6 24.Dxe6 Txe6 25.Lxe5
25.f4 Beschert Sven zwar einen rückständigen Bauern, ist aber
verkraftbar. 25.- Lxd4 (25.- Ld6 26.Lxb6 cxb6 27.f5 Der Turm weicht aus und der
Läufer d6 macht sich gleich vom Acker. Entschuldigung: vom Brett.) 26.exd4 Txe2
27.Sxe2 Te7 28.Te1 d5 Das kann man eigentlich mit Weiß gar nicht mehr
verlieren.
25.- fxe5 26.e4 g6 27.f3 Kg7 28.Kf2 Te8 remis
Irgendwie hat der Rüdersdorfer Hoffnungsträger nie so richtig zu seinem
Spiel gefunden. Sven kann es egal sein. Ein Super-Erfolg.
Norbert Heymann
Müller - Braun, Frankfurt/Oder
1977
Aljechin-Verteidigung - B 05
Ähm, tja, damals schrieb sich unser Stadtname wirklich
noch mit einem Schrägstrich, bevor irgendeiner auf die Idee mit
dieser dämlichen Klammer kam.
1.e4 Sf6
Die Aljechin-Verteidigung ist in unseren Vereinsturnieren
ein recht seltener Gast. Was wir darüber wissen, beschränkt
sich meistens auf die Springerjagd, verbunden mit der Besetzung des Zentrums
durch Bauern. Der Raumvorteil erlaubt es den Weißspielern, ihre
Figuren effektiver zu platzieren. Und was tut die Gegenseite? Das vorgerückte
Bauernzentrum mit Figuren angreifen.
2.e5 Sd5 3.d4 d6 4.Sf3 Lg4 5.h3
Eine eröffnungstheoretische Neuerung? Keineswegs. Wir
sind gleich wieder in bekannten Gefilden.
5.- Lh5 6.c4 Sb6 7.Le2 S8d7
An dieser Stelle kann ein Bauer ein Feld vorgerückt werden:
c7-c6 oder e7-e6; auch eine Verminderung der Zentrumsspannung durch d6xe5
ist möglich, ebenso wie Sb8-c6. Der Partiezug provoziert geradezu
die Antwort:
8.e6 Sf6
8.- fxe6 9.Sg5 Die Idee ist die gleiche wie in der Partiezugfolge. 9.- Lf7 (9.- Lxe2 10.Dxe2 e5 11.Df3 Sf6 Spiel-
oder in diesem Falle: Mattverderber. 12.dxe5 dxe5 13.Dxb7 Dc8 Wie schon
so oft, soll auch hier der Damentausch den Angriffsschwung eindämmen.)
10.Sxf7 Kxf7
11.Db3 Die Dame möchte - nach einem Schachgebot auf f3 - den b7-Bauern
erobern. Schwarz wird versuchen, mit Sd7-f6 und g7-g6 seine Königsflügelstellung
etwas zu konsolidieren.
9.Sg5 Lg6
9.- Lxe2 Das kommt
Weiß zu sehr entgegen. 10.exf7+ Kd7 11.Dxe2 e5 12.c5 Sbd5 13.Sc3
Sxc3 14.bxc3 Halb ist nun die b-Linie geöffnet. Denkbar sind nun
das Schachgebot der Dame auf b5, die Besetzung der Linie durch den a-Turm
sowie der Bauernvorstoß nach c6.
10.Ld3 fxe6 11.Lxg6+
11.Sxe6 Dc8 12.Lxg6+ hxg6 13.De2 Auch hier ist die weiße
Position natürlich besser.
11.- hxg6
Nach nur 11 Zügen hat Weiß die gegnerische Stellung
ziemlich ramponiert, wenn auch mit tatkräftiger Mithilfe. Zwei
Doppelbauern und die Felderschwächen werden schwer auszugleichen
sein.
12.Dd3
12.Sxe6 Dc8 13.De2 ergibt die Stellung der vorletzten Anmerkung.
Doch findet Meister Müller, dass der Bauer g6 ein näheres Betrachten
lohnt.
12.- Tg8
12.- Dc8 "Macht Platz für den König". Diesen Satz
kennen wir aus den Mantel- und Degen-Filmen. Doch hier ist der Grund
mehr der Schutz des e6-Bauern. 13.Dxg6+ Kd7 (13.- Kd8 14.Sf7+ Kd7 Warum
denn nicht gleich auf dieses Feld? 15.Sxh8) 14.Df7 c5 Zieht den e-Bauern
nicht ein Feld weiter, sondern möchte über c5 die Dame ins
Spiel bringen. 15.Dxe6+ Ke8 16.dxc5 Dxc5 Weiß sollte nun den c-Bauern
schützen, wonach Ta8-c8 wieder ein bisschen die Stellung verbessert.
13.Dxg6+ Kd7 14.0–0
Hier liegt natürlich 14.Df7 klar auf der Hand. 14.- g6
15.Dxe6+ Ke8 16.Sc3 Lg7 17.c5 Sc8 18.Df7+ Kd7 19.Db3 Erst einmal kein
weiteres Schachgebot, sondern jetzt geht es auf Bauernjagd.
14.- De8 15.Dd3
Natürlich versandet der weiße Angriff nach dem Damentausch.
15.- Td8 16.Te1 Kc8
Auch eine Möglichkeit, zur Rochadestellung zu kommen.
17.Sxe6 Td7 18.Sc3 Th8 19.a4 d5
Gemäß dem alten Grundsatz, nach dem Flügelangriffe
am besten durch Zentrumsaktivitäten beantwortet werden. Und auch
hier stellt dieser Versuch noch die beste Möglichkeit dar, irgendwie
aus dieser verkorksten Stellung zu kommen.
20.c5 Sc4
20.- Sa8 21.c6
a) 21.- bxc6 Hier bietet uns "Freund Fritz" schon ein hübsches
Matt an: 22.Da6+ Kb8 23.Sb5 cxb5 (23.- Td6 24.Sc5 Dc8 Verhindert das
Matt auf b7! 25.Dxa7# Pech.) 24.axb5 Sb6 25.Dxa7+ Kc8 26.Da6+ Kb8 27.Sc5
c6 28.Dxb6+ Tb7 (28.- Kc8 29.Ta8#) 29.Dxb7#
b) 21.- Td6 22.Sb5 Txc6 23.Sxa7+ Kb8 24.Sxc6+ Dxc6 25.Lf4 Es ist
weniger der Angriff auf c7, der Schwarz Sorgen macht; das Feld c1 ist
nun für den a-Turm frei.
21.c6
Das zweite Opferangebot, um den Schutzwall rund um den König
zu schwächen.
21.- bxc6 22.b3 Sd6 23.Da6+ Kb8
Es gibt so Situationen im Leben eines Schachspielers, da
fragt man sich, warum einem Mutti damals kein Formel 1–Auto geschenkt
hat. Oder einen Tennisschläger oder einen Golfball. Warum musste
es ausgerechnet ein Schachspiel sein?
24.Dxc6 Sb7
24.- Dc8 25.Sc5 Jetzt droht schon auf a6 der berühmte
Springer am Rande; diesmal ohne Schande, aber das nur am Rande.
25.Sb5 Dc8
Das ist echter Sportsgeist! Wenn wir schon untergehen, dann
aber richtig! Jedoch auch 25.- Sd8, 25.- Sa5 oder 25.- Td6 boten keine
richtigen Alternativen mehr.
26.Da6 1:0
Norbert Heymann